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Kommentar

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Beitrag vom 17.2.2006
Betreff: "Lohnpolitik und Währungsunion "
Von: Reinhard Lauterbach
E-mail: rlauterbach@hr-online.de


Sehr geehrter Herr Flassbeck,

so ganz kann ich Ihre Argumente nicht nachvollziehen, so sympathisch mir auch ihre politische Stoßrichtung ist. Sie schreiben z.B. in der FTD vom 8.11.05, "...daß die deutsch-deutsche Währungsunion grandios gescheitert ist, und die meisten Ökonomen sind sich auch einig, daß es der rasche Übergang zur harten D-Mark und die schnelle Lohnangleichung war, die den deutschen Osten deindustrialisiert und zu einem reinen Transferempfänger degradiert hat... In der europäischen Währungsunion passiert im Moment...genau das Gleiche..."

Ich weiß nicht, ob es das Gleiche ist oder nicht doch eher das Gegenteil. Die Probleme mit der Ex-DDR beruhen doch, da unterscheiden Sie sich nicht vom Mainstream, darauf, daß die Löhne dort zu schnell erhöht worden sind - entgegen den aus der Produktivität sich ergebenden Vorgaben. In Ihren aktuellen Beiträgen argumentieren Sie jedoch, die Löhne in Deutschland seien gerade zu niedrig. Einsichtig ist das ARgument, Deutschland verschaffe sich mit seiner restriktiven Lohnpolitik Wettbewerbsvorteile gegenüber z.B. Portugal oder Italien. Das wird sicher so sein und ist in einer auf Konkurrenz beruhenden Wirtschaft auch nichts Außergewöhnliches - aber wer würde denn in der von Ihnen als drohende Gefahr genannten europäischen Transferunion wen alimentieren: Deutschland die ruinierten Staaten der Peripherie, um sie trotzdem bei der Stange zu halten, oder diese Deutschland? Und ist nicht der unterbewertete Kurs, zu dem die BRD der Währungsunion beigetreten ist, die ökonomische Strafe für den eben doch nicht aus der Portokasse zu bezahlenden Anschluß der DDR?

Oder andersherum gefragt: sehen Sie Anzeichen dafür, daß gerade Deutschland, das doch nach landläufiger Auffassung von der Währungsunion profitiert hat wie kaum ein anderes Mitgliedsland - gerade weil es zu einem unterbewerteten Kurs in diese eingestiegen ist - , nun eventuell billigend in Kauf nimmt, daß die Währungsuion platzt, weil diese Kohl ja seinerzeit von Mitterrand als ökonomischer Preis für das d'accord zur Wiedervereinigung aufgenötigt wurde und man sich dieser Fessel einer nationalen Wirtschaftspolitik wieder entledigen will?

Bitte verzeihen Sie die vielleicht etwas konfuse Art der Fragestellung, ich bin kein Ökonom vom Fach.

Mit freundlichem Gruß

Reinhard Lauterbach
Frankfurt/Main